Von der Klassifizierung zum Konzept: Interdisziplinäre Heuristiken zur Konzeptualisierung von Flora, Fauna, Mensch und Landschaft
Organisation: Prof. Dr. Walter Bisang / Prof. Dr. Tanja Pommerening
Das Mainzer Graduiertenkolleg “Frühe Konzepte von Mensch und Natur: Universalität, Spezifität, Tradierung” hat sich zum Ziel gesetzt, Konzepte natürlicher Objekte für ausgewählte Themenfelder aus dem Bereich “Mensch und Natur” zu erfassen und deren (trans)kulturelle räumliche und zeitliche Ausbreitung in allen Aspekten zu erforschen. Da frühes Wissen um Mensch und Natur oft verblüffende kulturelle Parallelen aufweisen soll (Rothschuh 1978; Wulf 2009: 10), halten wir es für notwendig, bei der Betrachtung zwischen universellen und spezifischen Konzepten zu unterscheiden. Universell meint dabei weniger etwas, das überall und stets vorhanden ist (Boas 1911), als vielmehr etwas, das zeitlich und räumlich bei gleichartigen Voraussetzungen unabhängig voneinander entstehen kann.
Der erste Workshop des Graduiertenkollegs greift Phänomene der Klassifizierung auf, um Konzepte von Flora, Fauna, Mensch und Landschaft aufzudecken.
Im Vordergrund steht die Frage, wie Individuen sich die Welt aufteilen und welche Systeme gruppenübergreifend wirksam werden (vgl. Berlin 1992 vs. Ellen 2006). Wie kann man die Klassifizierungen auf der Ebene von Schrift, Sprache, Abbild und Frames fassen?
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus den Fachgebieten Ethnologie, Philologie, Sprachwissenschaft, Soziologie und Botanik präsentieren Beispiele aus den von ihnen behandelten Kulturen/Sprachen und nehmen eine oder mehrere der folgenden Fragen sowohl synchron als auch diachron in den Blick:
Welche Abgrenzungen und Klassifikationskriterien von verschiedenen Pflanzen, Tieren, Menschen oder Landschaften sind erkennbar?
Gibt es spezifische Formen der Klassifikation in Schrift, Sprache, Abbild und Frames?
Gibt es Hierarchisierungen?
Sind differierende Klassifizierungssysteme in verschiedenen sozialen Gruppierungen sichtbar?
Was motiviert Klassifikationen?
Aus den Bereichen der Kognitionswissenschaft (Lakoff 1987, Murphy 2002) und Computerlinguistik werden Theorien und Methoden vorgestellt, die es heute ermöglichen, Klassifikationssysteme aus großen Textmengen zu erschließen. Im Rahmen der Arbeiten im Graduiertenkolleg interessiert im Besonderen die Anwendung solcher Theorien und Methoden auf historische Quellen und die dafür vorauszusetzenden Implikationen.
Literatur:
Berlin 1992: Berlin, B., Ethnobiological classification: principles of categorization of plants and animals in traditional societies. Princeton. New Jersey.
Ellen 2006: Ellen, R., The categorical impulse: essays in the anthropology of classifying behaviour. Oxford.
Lakoff 1987: Lakoff, G., Women, Fire, and Dangerous Things. Chicago.
Murphy 2002: Murphy, G. L., The big book of concepts.Massachusetts.
Rothschuh 1978: Rothschuh, K. E., Konzepte der Medizin in Vergangenheit und Gegenwart. Stuttgart.
Wulf 2009: Wulf, Chr., Anthropologie. Geschichte, Kultur, Philosophie. Köln.
Datum: 21. und 22. November 2014
Veranstaltungsorte:
Workshop am 21. November 2014: Senatssaal (Raum 07-232), Naturwissenschaftliches Institutsgebäude (Johann-Joachim-Becher-Weg 21, 55128 Mainz)
Öffentlicher Vortrag am 21. November 2014: Hörsaal P3, Philosophicum (Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz)
Workshop am 22. November 2014: Raum P7, Philosophicum (Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz)