Das Hundegrab/The Tomb of the Dogs

PL 4a Tomb of the Dogs modern entrance from north 2010 FB
Tomb of the Dogs: Modern entrance from north; © Asyut Project

 

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germany

Um die verschiedenen Funktionen und den Funktionswandel des Gebel Assiut al-gharbi zu rekonstruieren, muss auch sein Gebrauch als Tiernekropole untersucht werden. Eine Vielzahl von Tieren wurde mumifiziert und begraben, um dem altägyptischen Konzept der Manifestation der Götter zu dienen. Im Fall von Assiut war Upuaut die Hauptgottheit, die in Gestalt eines Caniden (Hund/Schakal/Fuchs) dargestellt wurde. Auch der ebenfalls canidenartig dargestellte Anubis wurde im antiken Assiut verehrt. Tempel, die diesen Göttern geweiht waren, lagen westlich der modernen Stadt Assiut (Upuaut-Tempel) und am Fuße des Gebel Assiut al-gharbi (der Anubis-Tempel). Rudel von Caniden war verbunden mit der Verehrung dieser Götter und wurde deshalb in Gehegen gehalten, die zu den Tempeln gehörten. Nach ihrem Tod wurden die Tiere mumifiziert und in der Tiernekropole auf dem Gebel Assiut al-gharbi beigesetzt. Während der Spätzeit wurden private und nicht offizielle Formen von Religion durch das weitverbreitete Opfern von Votivmumien zum Ausdruck gebracht.
Alte Reiseberichte erzählen von den Bestattungen und den mumifizierten Tieren auf dem Gebel Assiut al-gharbi. Anhand dieser Berichte können zwei große Begräbnisstätten für Caniden ungefähr ermittelt werden: eine lag in der Nähe von Grab I, die andere neben dem Salakhana-Grab (Grab VII). Letztere wurde erst 1889 entdeckt, während erstere scheinbar sehr lange sichtbar und zugänglich war, aber heutzutage, ausgelöst durch heftige Regenfälle während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, verschüttet ist. Des Weiteren vermutet man verschiedene weitere Begräbnisstätten für andere Tierarten. Auch heute sind zahlreiche Überreste von Tieren auf der Oberfläche des Gebel Assiut al-gharbi verstreut.

In der Feldkampagne 2008 wurde ein Oberflächensurvey im zentralen Bereich des Berges durchgeführt, um die exakte Lage des Hundegrabs zu ermitteln. Zwei Gebiete mit einer hohen Konzentration canider Überreste konnten dabei identifiziert werden; in dem Bereich um Deir el-Meitin auf Level 5 und auf der Achse zwischen Grab I und Grab IV auf Level 4, in dem das Hundegrab vermutet wurde. Aus dem Schutt um das Hundegrab konnten insgesamt 16 komplette (und fast komplette) nicht-menschliche Mumien geborgen werden. Im Jahr 2011 wurden diese vor Ort radiographisch untersucht. Dabei konnten in 12 Mumien Hund(e) (Canidae) identifiziert werden sowie ein heiliger Ibis in einer weiteren Mumie. In den drei restlichen mumienförmigen Bündeln konnten keine Skelettüberreste festgestellt werden.
Neben diesen Funden konnten noch einige interessante Objekte mit Bezug zu Caniden im Schutt gefunden werden. Dazu zählt eine Hundeschnauze aus Gips, die an der Mumie angebracht war, um ein figürlicheres Abbild zu gewährleisten, was an der Innenseite der Schnauze durch die Abdrücke der Faserstruktur der Mumienbandagen zu erkennen ist. Ein weiteres Objekt aus Gips ist ein bemaltes Gefäß mit der Darstellung einer caniden Figur (Anubis oder Upuaut), die eine Standarte mit religiösen Symbolen auf dem Kopf trägt.

Während der Feldkampagne 2009 wurde einer der Bereiche mit einer hohen Konzentration an Tierknochen gereinigt. Dabei wurde eine der Öffnungen des Hundegrabes, welche mit spätestem Beginn in die Spätzeit (7. Jh. v. Chr.) datiert werden kann, aufgedeckt, nachdem einige Meter Schutt abgetragen worden waren. Diese Öffnung ist nicht der ursprüngliche Haupteingang, sondern eine durch spätere Arbeiten am Felsen zusätzlich entstandene Öffnung.
Die bestehende Architektur zeigt ein Galeriesystem, welches auch von anderen spätzeitlichen Tiernekropolen aus Ägypten bekannt ist. Soweit bis jetzt zu erkennen ist, besteht sie aus einem 22 m langen und 4,2 m+x hohen Korridor, der entlang einer Nord-Süd-Achse orientiert ist. Von diesem Hauptkorridor zweigen mehrere Gänge ab, die meist mit Schutt gefüllt sind. Einer dieser Gänge führt zu einer inneren Halle mit einer Fläche von ca. 8 m x 12 m.

In den Jahren 2009 und 2010 wurden mehrere Proben aus dem Hundegrab entnommen. Den größten Teil des Materials stellten Überreste von Tieren dar, die jedoch infolge von Plünderungen einen komplett gestörten Fundkontext widerspiegeln. Im Jahr 2012 wurde in der Nordostecke der inneren Halle ein Schnitt (Breite ca.4 m, Tiefe ca. 4 m, Höhe ca. 2 m) angelegt, aus dem hauptsächlich tierische Überresten geborgen wurden, die ca. 200 Fundboxen füllen. Neben diesen tierischen Funden wurden unter anderem auch demotische Ostraka, Keramik sowie menschlische Überreste entdeckt.
Die am häufigsten identifizierte Tierart zählt zur Familie der Canidae (Hund Canis lupus f. familiaris, Afrikanischer Wolf Canis aureus lupaster und Fuchs Vulpes sp.), gefolgt von Katze (Felis sp.). Desweiteren konnten auch mummifizierte Überreste von Raubvögeln und Krokodilen gefunden werden. Rinder und Schafe waren ebenfalls unter den identifizierten Tieren, allerdings ist nicht klar, ob diese Reste von Mumien darstellen oder ob sie sekundär ins Hundegrab gelangt sind.

Im Jahr 2017 führte Dr. Walid Azab gemeinsam mit Chiori Kitagawa M. A. Beprobungen der tierischen Überresten durch. Die ersten Ergebnisse sind in einem Poster zusammengefasst.

Publikationen:

C. Kitagawa, mit Beiträgen von J. Kahl und G. Vittmann, The Tomb of the Dogs at Asyut: Faunal Remains and Other Selected Objects, The Asyut Project 9, Wiesbaden 2016.

C. Kitagawa, Tomb of the Dogs in Gebel Asyut al-gharbi (Middle Egypt, Late to Ptolemaic/Roman Period): preliminary results on the canid remains, in: W. van Neer & V. Linseele (Hgg.), Archaeozoology of the Near East X: Proceedings of the Tenth International Symposium on the Archaeozoology of South-Western Asia and Adjacent Areas, Brussels 2013, 343-356.

S. Prell, Tomb of the Dogs area (O11.13), in: J. Kahl, M. El-Khadragy, U. Verhoeven, M. Abdelrahiem, C. Kitagawa, J. Malur, S. Prell, T. Rzeuska, The Asyut Project: Eighth Season of Fieldwork (2010), in: SAK 40, 2011.

Kahl, Tomb of the Dogs, in: J. Kahl, M. El-Khadragy, U. Verhoeven, S. Prell, I. Eichner, Th. Beckh, The Asyut Project: Seventh Season of Fieldwork (2009), in: SAK 39, 2010, 198-199, pl. 16-17.

Prell, The Hammerstones at the Site of the Tomb of the Dogs, in: J. Kahl, M. El-Khadragy, U. Verhoeven, S. Prell, I. Eichner, Th. Beckh, The Asyut Project: Seventh Season of Fieldwork (2009), in: SAK 39, 2010, 199-206.

J. Kahl, C. Kitagawa, Ein wiederentdeckter Hundefriedhof in Assiut, in: Sokar 20, 2010, 77-81.

Kitagawa, The fauna Materials from the surface Survey in the central Part of the Gebel Asyut al-gharbi, in: The Asyut Project: Sixth Season of Fieldwork (2008), in: SAK 38, 2009, 122-129.

Kahl, Tomb of the Dogs, in: The Asyut Project: Sixth Season of Fieldwork (2008), in: SAK 38, 2009, 117-121.

M. Becker, in: J. Kahl, Ancient Asyut. The First Synthesis after 300 Years of Research, AP 1, Wiesbaden, 2007, 148-149.

English

To reconstruct the different functions and changes of Gebel Asyut al-gharbi, its use as an animal necropolis has also to be examined. A number of animals were mummified and buried to serve the ancient Egyptian's concept of the gods' manifestation. In the case of Asyut, the chief deity was Wepwawet that was represented as a canine figure (dog/jackal/fox). Additionally, Anubis, whose figure was also depicted as a canine animal, was also worshipped in ancient Asyut. Temples dedicated to these deities were situated in the west of the modern Asyut (the Wepwawet temple) and at the foot of Gebel Asyut al-gharbi (the Anubis temple). Based on the ancient Egyptian beliefs, a pack of canids was connected with their worship and therefore would have been kept in enclosures belonging to the temples. After their deaths, they were mummified (or treated) and placed at their final destination, the animal necropolis in Gebel Asyut al-gharbi. During the Late Period private and unofficial forms of religion were popularly expressed through the offering of votive mummies.

Old travelogues reported about the burials and mummified animals in Gebel Asyut al-gharbi. According to these reports, two large burial places for canids can be roughly located. One situated near Tomb I, and the other near the Salakhana-Tomb. The latter dogs' tomb was detected only in 1889; the former one seems to have been visible and accessible a long time ago, but is currently hidden by debris caused by heavy rainfall during the second half of the 20th century. In addition, it is expected that there are different burial grounds for other animals. Even today, numerous animal remains are scattered on the surface of Gebel Asyut al-gharbi.

In the 2008 field season we conducted a surface survey in the central part of the mountain in order to clarify the exact position of the Tomb of the Dogs. As a result, three spots of canine remain concentration within the surveyed area were detected; at the area around Deir el-Meitin in Stage 5, at the area north of Tomb I in level 3b and around the expected Tomb of the Dogs area on the axis between Tomb I and Tomb IV in Stage 4. From the last mentioned area, a significant number of canine remains as well as mummified canine remains (some were still in wrapped condition) were found. This result corresponds to the location of the Tomb of the Dogs which was described in the travelogues in the 19th century.

From the debris around the Tomb of the Dogs, in total 16 complete (and nearly complete) non-human mummies were found. They were studied radiographically in 2011 on site. Among them, dog(s) (canids) are contained in 12 mummies, a sacred ibis in one mummy and those without any skeleton. in three mummiform bundles.

In addition, some interesting objects in relation to canids were also found in the debris. One of them is a dog muzzle made from plaster, which was supposed to have been covered on the mummy and figuratively formed. The inside of the plater exhibited the fibre structure of the mummy bandages. Another object is a fragment of a painted vessel made of gypsum with a depiction of a canid figure (Anubis or Wepwawet) carrying a standard depicting religious symbols on its head.

During the fieldwork season of 2009, one of the areas of animal bone concentration was cleaned and one of the openings of the Tomb of the Dogs, dating with latest beginning with the Late Period (7th century BCE), was uncovered after removing some metres of high standing debris. This opening is not the original entry, but rather one created due to cutting the rock at some stage in the past.

The existing architecture shows a gallery tomb, as it is known for animal funerals of the Late Period from other locations in Egypt. As far as can be discerned, it consists of a corridor with a length of approx. 22 m and a height of 4.2 m+ x oriented along a north-to-south axis. Several passageways branch off the corridor; they are, however, mostly filled with debris. One exposed passageway leads to an inner hall with a floor area of approx. 8 x 12 m.

During 2009 and 2010, sampling inside the Tomb of the Dogs was conducted. Most of the material was animal remains which were completely disturbed as a consequence of plundering in the past. In 2012, sampling in the trench (width c.4 m, depth c. 4 m, height c. 2 m) was made in the north-east corner of the inner hall, which yielded a large amount of animal remains in c. 200 boxes. The finds consisted mainly of animal remains with some objects of other find categories, such as demotic ostraca, pottery and human remains.

The most frequently identified animal is canid (dog Canis lupus f. familiaris, African wolf Canis aureus lupaster and fox Vulpes sp.), followed by cat (Felis sp.). Birds of prey and crocodile were also found in relation to the mummies. Cattle and sheep are also present in the assemblages, however, it is not clear if those two taxa are the remains of the mummies or unrelated to those from the Tomb of the Dogs.

In the 2017 campaign Dr Walid Azab and Chiori Kitagawa M. A. took samples of the animal remains. The latest results can be viewed in a poster.

Publications:

C. Kitagawa, mit Beiträgen von J. Kahl und G. Vittmann, The Tomb of the Dogs at Asyut: Faunal Remains and Other Selected Objects, The Asyut Project 9, Wiesbaden 2016.

C. Kitagawa, Tomb of the Dogs in Gebel Asyut al-gharbi (Middle Egypt, Late to Ptolemaic/Roman Period): preliminary results on the canid remains, in: W. van Neer & V. Linseele (Hgg.), Archaeozoology of the Near East X: Proceedings of the Tenth International Symposium on the Archaeozoology of South-Western Asia and Adjacent Areas, Brussels 2013, 343-356.

S. Prell, Tomb of the Dogs area (O11.13), in: J. Kahl, M. El-Khadragy, U. Verhoeven, M. Abdelrahiem, C. Kitagawa, J. Malur, S. Prell, T. Rzeuska, The Asyut Project: Eighth Season of Fieldwork (2010), in: SAK 40, 2011.

Kahl, Tomb of the Dogs, in: J. Kahl, M. El-Khadragy, U. Verhoeven, S. Prell, I. Eichner, Th. Beckh, The Asyut Project: Seventh Season of Fieldwork (2009), in: SAK 39, 2010, 198-199, pl. 16-17.

Prell, The Hammerstones at the Site of the Tomb of the Dogs, in: J. Kahl, M. El-Khadragy, U. Verhoeven, S. Prell, I. Eichner, Th. Beckh, The Asyut Project: Seventh Season of Fieldwork (2009), in: SAK 39, 2010, 199-206.

J. Kahl, C. Kitagawa, Ein wiederentdeckter Hundefriedhof in Assiut, in: Sokar 20, 2010, 77-81.

Kitagawa, The fauna Materials from the surface Survey in the central Part of the Gebel Asyut al-gharbi, in: The Asyut Project: Sixth Season of Fieldwork (2008), in: SAK 38, 2009, 122-129.

Kahl, Tomb of the Dogs, in: The Asyut Project: Sixth Season of Fieldwork (2008), in: SAK 38, 2009, 117-121.

M. Becker, in: J. Kahl, Ancient Asyut. The First Synthesis after 300 Years of Research, AP 1, Wiesbaden, 2007, 148-149.