Umformung und Variabilität im Korpus altägyptischer Personennamen 2055–1550 v. Chr.

Fragment der Stele MMA 68.14 (gemeinfreies Foto von Metropolitan Museum of Arts)

Das Projekt „Umformung und Variabilität im Korpus altägyptischer Personennamen 2055-1550 v. Chr.“ wird von der Fritz Thyssen Stiftung vom September 2017 bis zum Oktober 2018 und vom Oktober 2019 bis zum August 2021 gefördert.

Antragsteller: Ilin-Tomich, Dr. (Univ. Moskau) Alexander

Der Wert der Personennamen für die Erforschung altägyptischer Gesellschaft, Sprache und Kultur ist lange unterschätzt. In den letzten Jahren sind wichtige Arbeiten zu den Namen des Alten Reiches und der Spätzeit entstanden, aber die Namen des Mittleren Reiches und der 2. Zwischenzeit (2055-1550 v. Chr.) bleiben außer Sicht der Forscher. Das Korpus der Personennamen dieser Zeit umfasst über 30.000 Namenbelege und ist in vieler Hinsicht gut ausgewogen. Mehrere Teilzeiträume lassen sich definieren, was erlaubt, die historische Analyse durchzuführen. Die vergleichbaren Mengen der Namenbelege stammen aus Theben und aus der Umgebung von Itj-taui, den zwei Hauptzentren Ägyptens dieser Zeit, und daneben sind im Korpus mehrere regionale Zentren vertreten, was die Untersuchung der geografischen Verteilung der Personennamen ermöglicht. Bei Erforschung der unteren Schichten der ägyptischen Gesellschaft sind die Personennamen die einzigen schriftlichen Belege, die innerhalb dieser Schichten zusammengestellt sind. Demgegenüber stammen jedoch alle Titel, Bezeichnungen und Abbildungen der schreibunkundigen Menschen von Schreibern und Zeichnern aus höheren sozialen Schichten. Die in manchen Regionen erhaltenen Handwerkerlisten laden dazu ein, das Verhältnis zwischen der sozialen Schichtung und der Namensgebung zu analysieren. Im Rahmen dieses dreidimensionalen zeitlichen / räumlichen / sozialen Achsensystems wird die Variabilität der Personennamen und die zugrundeliegenden Veränderungen und Unterschiede in der Namensgebung untersucht.

Die Arbeit basiert auf den eigenen Vorarbeiten des Projektleiters, der sich seit dem Jahr 2007 mit den Privatinschriften und Personennamen des Mittleren Reiches befasst, sowie auf dem Katalog der Personennamen des Berliner Wörterbuchs (Bildnummer 40.000.000-40.677.960 des Digitalisierten Zettelarchivs ) und dem Zettelkatalog der Personennamen des Mittleren Reiches von Oleg D. Berlev.Untersucht und katalogisiert sind möglichst alle Namen, die auf etwaigen beschrifteten Objekten (wie Stelen, Statuen, Opfertafeln, Särge, Kanopen, Kanopenkasten, Siegel und Papyri) in Museen, Privatsammlungen und Händlerkatalogen sowie in Grab- und Felsinschriften in diversen Örtern in Ägypten und Nubien erhalten sind.