Am 11. und 12. Juni 2018 waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars „Ägyptologie macht Schule“, das im Sommersemester 2018 am Arbeitsbereich Ägyptologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz angeboten wird, zu Gast am Stefan-George-Gymnasium in Bingen. An zwei Projekttagen, die jeweils mit einem Impuls-Vortrag starteten, konnten knapp 125 Schülerinnen und Schüler der 6. Klassenstufe insgesamt neun Mitmach-Stationen zum Alten Ägypten testen, die von den Studierenden im Vorfeld entwickelt worden waren.
Zum Thema Alltag & Umwelt mussten Tiere und Pflanzen den Landschaften Ägyptens zugeordnet werden. Eine Gedankenreise auf dem Nil führte zudem an den wichtigsten Städten und Monumenten vorbei.
An einer weiteren Station konnten die Schülerinnen und Schüler Schminke aus Zutaten herstellen, wie sie auch bereits im Alten Ägypten verwendet wurden. Obwohl viele Jungs zunächst lautstark verkündeten, sich auf gar keinen Fall schminken zu wollen, zeigten alle großen Enthusiasmus beim Anrühren der leuchtenden Farben. Die Endprodukte wurden dann nicht unbedingt immer als Gesichtsschminke, sondern auch für fantasievolle Armtattoos benutzt.
Über die ägyptische Götterwelt gab es ebenfalls eine Menge zu erfahren. Die Kinder hatten die Gelegenheit, ihren ägyptischen Lieblingsgott zu wählen. Gewonnen hat an beiden Tagen mit großem Abstand der falkenköpfige Gott Horus. Der Vorschlag an die Schulleitung, das Stefan-George-Gymnasium eine Woche lang in „Horus-Gymnasium Bingen“ umzubenennen, traf aber leider nicht auf Gegenliebe. Über die Aufgaben eines ägyptischen Priesters wissen die Schülerinnen und Schüler jetzt auch Bescheid. Für Erstaunen sorgte, dass sich die Morgenrituale einer ägyptischen Götterstatue, um die sich die Priester kümmern mussten, gar nicht so sehr von denen eines modernen Schülers unterscheiden: Wecken, Waschen, Anziehen, Frühstücken. Einen spannenden Einblick in die Querelen der ägyptischen Götterwelt bot eine Station zum Kampf zwischen Horus und Seth.
Schließlich ging es noch in die ägyptische Unterwelt. Eine Live-Mumifizierung gehörte zwar nicht zu den Stationen, dafür konnte an einem Modell erkundet werden, welche Organe dem Körper entnommen wurden, um separat in Gefäßen (den sog. Kanopen) bestattet zu werden. Daneben konnten die Schülerinnen und Schüler selbständig erarbeiten, welche Rolle der Sarg für den mumifizierten Körper spielte und was beim altägyptischen Totengericht passierte.
Wir bedanken uns herzlich bei der Schulleitung des Stefan-George-Gymnasiums Bingen (Schulleiterin Renate Seipel, Stellvertreter Andreas Kühn und Bettina Hessing-Krauß) sowie Herrn Michael Siegmund von der Fachschaft Geschichte, dass sie es uns ermöglicht haben, unser Konzept vom Projektunterricht zum Alten Ägypten in der Praxis auszuprobieren. Ganz besonders gefreut haben wir uns über die tolle Mitarbeit der Schülerinnen und Schülern der Klassen 6a, 6b, 6c, 6d und 6e. Die Fragen des Quizes rund um die Stationen konnten die Kinder spielend lösen, sodass alle zu Juniorforscherinnen und -forschern der Ägyptologie ernannt wurden. Die beiden Projekttage haben hoffentlich die Begeisterung für den Geschichtsunterricht geweckt, der für die Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien in der siebten Klasse beginnen wird.