Die medizinischen Rezepte Altägyptens in ihrem transdisziplinären Kontext philologisch, kulturhistorisch und pharmakologisch betrachtet

DFG-Projekt, gefördert von März 2007 bis Januar 2008 und Februar 2009 bis Februar 2010 (Tanja Pommerening)

Ziel des Forschungsvorhabens war und ist es, das Verständnis der altägyptischen Rezepttexte deutlich zu verbessern und die heilkundlichen Rezepturen unter bislang vernachlässigten Blickwinkeln zu betrachten.

Übergeordnet steht die Frage, welche Auswahlprinzipien bei der Zusammenstellung eines Heilmittels zugrunde gelegt wurden, d.h. warum einerseits die in einer bestimmten Rezeptur gegen eine spezifische Erkrankung angeführten Drogen und Hilfsstoffe eingesetzt wurden und was andererseits die Wahl der Herstellungsweise und Arzneiform bedingt haben mag. Dieser emischen Sichtweise wird eine etische gegenübergestellt, die aus modern-naturwissenschaftlicher Sicht erwägt, ob die jeweiligen Rezepturen aufgrund ihrer Herstellungsweise, Zusammensetzung und Applikationsform tatsächlich etwas bewirken konnten. Letzteres ist insofern entscheidend, als viele der bisherigen Übersetzungen unter der Prämisse solcher tatsächlicher Wirksamkeiten zustande kamen.

Die Untersuchung richtet sich dabei auf rund 2000 auf Papyri und Ostraka überlieferte kursivhieroglyphische und hieratische Rezepte, die bereits ediert sind. Im Zuge der Arbeit am Projekt ist eine Rezeptdatenbank mit rund 2000 Rezepten aus altägyptischen, 50 Rezepten aus demotischen und rund 300 Rezepten aus koptischen und griechischen Quellen entstanden. Ferner wurde, ebenfalls zu Arbeitszwecken, ein Drogenlexikon erstellt, das 331 Lemmata mit Informationen u.a. zu den bisherigen Übersetzungen und heilkundlichen Belegstellen enthält.